Wie erinnern sich Ost- und Westdeutschland an den 8.–9. Mai 1945 – und warum sind diese Unterschiede heute von Bedeutung?
Einführung
Das Kriegsende 1945 sowie die Frage, wie man in Deutschland Ost und Deutschland West mit der Erinnerung an dieses einschneidende Ereignis umging und bis heute umgeht, zeigt sich wie in einem Brennglas, welche Auswirkungen die subjektive Wahrnehmung der Ereignisse, aber auch der politische Wille die Erinnerungskultur beeinflussen kann.
In dieser Unterrichtseinheit erwerben die Schüler:innen folgende Fähigkeiten:
Sachkompetenzen
- Wissen über die historischen Ereignisse rund um das Kriegsende
- Wissen um die Erinnerungskultur in der Bundesrepublik und der DDR sowie im wiedervereinigten Deutschland
Methoden- und Reflexionskompetenzen: Umgang mit historischen Quellen sowie kritisches Hinterfragen von deren Schaffungsperspektive – insbesondere vor dem zeithistorischen Hintergrund des Kriegsendes, des Kalten Krieges sowie aktueller Ereignisse
Narrative Kompetenzen:
- Entwicklung eigener Deutungen vor dem Hintergrund erarbeiteter Fakten
- Formulierung von Ergebnissen und der eigenen Meinung zu Diskussionsfragen (z.B. ob der 8. Mai ein nationaler Feiertag werden sollte)
Orientierungskompetenz: Sensibilisierung dafür, dass die Debatte um das Kriegsende auch in der heutigen Politik von Bedeutung ist und für die eigene politische Haltung eine Rolle spielen kann.
Übung 1: Historical Facts Game
Online Quiz
Diese Übung zielt darauf, die historischen Ereignisse rund um das Weltkriegsende zu rekapitulieren und ihre Bedeutung für die weitere Zukunft Deutschlands zu thematisieren. Bereits hier deutet sich die Ambivalenz des Gedenkens an, da mit dem 8. und 9. Mai zwei unterschiedliche Daten des Kriegsendes für Ost und West und damit unterschiedliche Ausgangspunkte geschaffen wurden. Gleichzeitig zeigt sich hier die Dimension der Niederlage.
Übung 2: Erinnern in Ost und West
Historische Quellenarbeit in Gruppen
Diese Übung zielt darauf, historische Quellen kritisch zu analysieren und den unterschiedlichen Umgang mit der Erinnerung an das Kriegsende in Ost- und Westdeutschland herauszuarbeiten. Die Schüler:innen erkennen, dass auch der Kalte Krieg im Hintergrund für die Unterschiede mitverantwortlich ist. Gleichzeitig wird deutlich, wie schwer sich die Deutschen in der DDR mit der Aufarbeitung ihrer unrühmlichen Vergangenheit taten bzw. wie die ideologischen Unterschiede zwischen beiden Systemen diese Aufarbeitung überdeckten.
Übung 3: Befreiung oder Niederlage – unterschiedliche Perspektiven auf das Kriegsende
Positionslinie
Diese Übung zielt darauf, die unterschiedlichen Perspektiven auf das Kriegsende aufzuzeigen. Ob das Kriegsende eher als Befreiung oder als Niederlage zu bewerten war, hängt im Wesentlichen von der persönlichen Situation der einzelnen Personen ab, wie diese das Kriegsende erlebten. Historische Quellen wie Fotos und Zeitzeugenberichte ermöglichen es den Schüler:innen, diese unterschiedlichen Perspektiven einzunehmen und zu reflektieren. An dieser Multiperspektivität wird auch das Problem des Umgangs mit dem Kriegsende bis heute deutlich.
Übung 4:. Der 8. Mai als nationaler Feiertag
Podiumsdiskussion
In dieser Übung setzen sich die Schüler:innen kritisch mit dem 8./9. Mai als Gedenktag auseinander. Soll der Tag in Deutschland (oder Europa) ein nationaler/europäischer Feiertag werden?
Die Simulation einer Podiumsdiskussion zielt darauf ab, Teamarbeit, kritisches Denken und die eigene Urteilskraft weiter zu entwickeln. Indem sie unterschiedliche Rollen spielen und Positionen einnehmen, diskutieren die Schüler:innen, ob der 8./9. Mai ein guter nationaler oder europäischer Feiertag sein kann. Dabei müssen sie unterschiedliche Interessen und Perspektiven in Betracht ziehen.
Übung 5: Der 8. Mai heute – Rechte Kräfte und Geschichtsrevisionismus
Analyse einer öffentlichen Aussage, kreatives Schreiben
In dieser Übung beschäftigen sich die Schüler:innen mit dem Umgang insbesondere rechtsgerichteter politischer Kräfte mit dem Kriegsende, der immer wieder und auch in der deutschen Öffentlichkeit zu Diskussionen führte. Am Beispiel eines Interviewbeitrags von Alice Weidel, der Parteivorsitzenden der AfD, lernen sie deren Position und die dazugehörige Rechtfertigung kennen. Gegenpositionen soll gelernt werden, eine eigene Haltung zu entwickeln. Auch diese Übung zielt darauf, historisch-kritisches Denken zu fördern und die eigene Urteilskraft zu entwickeln.
Ggf, kann diese Übung auch alternativ zur Podiumsdiskussion (Übung 4) verwendet werden.
Übung 1: Historical Facts Game
Übung 2: Erinnern in Ost und West