In der Zeit des Sozialismus hat beinahe jedes Kind in Ostmitteleuropa die Legende vom schwarzen Wolga gehört – einem Luxusauto des Typs GAZ-21, das nachts unvorsichtige Kinder von den Straßen entführt haben soll. Es war eine düstere Erzählung von Geheimnis und Gefahr, die sich perfekt in die Atmosphäre des Misstrauens und der schweigenden Angst einfügte, welche das Leben in den Ostblockstaaten prägte. Heute kehrt diese Legende wieder – in neuer Fassung und neuem Kontext. 2023 kursierte in Russland eine moderne Sage von Männern, die Parfümproben verteilten, welche angeblich Vergiftungen verursachten. Das Szenario war ähnlich: ein geheimnisvolles Auto, fremde Menschen, eine scheinbar harmlose Tätigkeit – und eine verdeckte Gefahr. Mit dem Unterschied, dass sich die gegenwärtige Variante dieser Geschichte in die offizielle anti-ukrainische Propaganda einfügt. Es handelt sich nicht um eine spontane moderne Sage – sondern um ein emotionales Desinformationswerkzeug, das durch staatliche Narrative verstärkt wird. Schwarzer Wolga GAZ-21, CC BY-SA Oliver Tank, Wikimedia Commons, https://pl.wikipedia.org/wiki/Czarna_wo%C5%82ga#/media/Plik:GAZ-21_%22Volga%22_(front_view).jpg