World War II / End of the War / Victory Parade of the Soviet Army, the Banner of Victory returning to Moscow,
Berlin, 20 May 1945.

Colonel General Nikolai E. Berzarin, Commander of Berlin, receives the report of the troops assembled in front of the Raichstag building.

Photo (Yevgeny Khaldei).
Von der Flagge zum Mythos

Diese mehrteilige Unterrichtseinheit richtet sich an Schüler*innen der Sekundarstufe (ab 14 Jahren) und vermittelt ihnen Werkzeuge, um kritisch zu untersuchen, wie politische Macht das kollektive Gedächtnis formt – durch Bilder, Medien, Denkmäler und Erzählungen.  

Die Art und Weise, wie historische Persönlichkeiten und Ereignisse erinnert werden, sagt oft mehr über die politischen Absichten der Herrschenden aus als über die tatsächliche Vergangenheit. In der Sowjetunion – und besonders in Georgien unter Josef Stalin – wurde das kollektive Gedächtnis nicht dem Zufall überlassen. Durch visuelle Propaganda, Filme und symbolische Figuren formte das Regime gezielt, wie die Menschen sich an Krieg, Führung und nationale Identität erinnern sollten. 

Mit Fokus auf die stalinistische Ära im sowjetischen Georgien helfen diese unterrichtsfertigen Übungen Schülerinnen und Schülern dabei, visuelle Propaganda, ideologische Erzählmuster und emotionale Geschichtsdarstellung in Quellen aus der Sowjetzeit zu analysieren. Durch die Arbeit mit historischen Bildern, Filmen und Zeitungstexten erkunden die Schüler*innen, wie nationale Symbole – etwa Stalin und der Rotarmist Meliton Kantaria – eingesetzt wurden, um Macht zu legitimieren und Geschichte umzuschreiben. 

In dieser Unterrichtseinheit erwerben die Schüler*innen folgende Kompetenzen: 

Historisches Wissen / historische Fachkompetenz: 

  • Verständnis der Rolle von Persönlichkeiten wie Stalin, Meliton Kantaria und dem russischen Zaren Iwan IV. im historischen Narrativ der Sowjetzeit.
  • Wissen über sowjetische und stalinistische Propagandatechniken und deren Einfluss auf die Erinnerungskultur.
  • Einblick in die Umdeutung der Geschichte Russlands und Georgiens unter autoritärer Herrschaft

Methodische und reflektierende Kompetenzen: 

  • Analyse historischer Bilder, Texte und Filme als Quellen manipulierten Erinnerns.
  • Erkennen ideologischer Botschaften und Verstehen der Funktion von Propaganda.
  • Vergleich unterschiedlicher Darstellungen derselben historischen Ereignisse. 

Narrative Kompetenzen: 

  • Entwicklung von Fähigkeiten zur Interpretation historischer Medien- und Bildquellen.
  • Formulierung kritischer Perspektiven auf das Zusammenspiel von Macht und Erinnerung

Übung 1: Die sowjetische Erinnerung gestalten – Präsentation (Schwierigkeitsgrad: 2 von 5) 

Diese Unterrichtseinheit ist um eine Präsentation herum aufgebaut und wird durch visuelle Materialien sowie kurze begleitende Texte unterstützt, die Orientierung und Anleitung bieten. Die Lehrkraft zeigt die Präsentation, und die Schüler*innen beantworten die dazugehörigen Fragen. Sie identifizieren die zentralen Metaphern und die emotionale Sprache, die darauf abzielen, sowjetisches Handeln zu verherrlichen und eine vereinfachte Erzählung von Befreiung und Loyalität zu erzeugen. Ziel ist es zu zeigen, wie Propaganda kollektives Gedächtnis konstruieren kann – und wie dieses Erinnern bis heute die Diskurse über nationale Identität in Georgien prägt. 

Übung 2: Nationale Symbole als sowjetische Werkzeuge: Der Kult um Stalin (Schwierigkeitsgrad: 3 von 5) 

Die zweite Übung konzentriert sich auf eine Visual Thinking Strategy (VTS)-Diskussion rund um ein Gemälde, das Stalin in verschiedenen Kontexten fälschlich darstellt. Durch angeleitete Beobachtung und Gruppendiskussion reflektieren die Schüler*innen, wie visuelle Propaganda historische Wirklichkeit verzerrt und emotional aufgeladene Mythen konstruiert. Sie schulen ihr kritisches Denken, indem sie die Absichten hinter solchen Bildern hinterfragen und die weiterreichenden Folgen für das historische Verständnis reflektieren. 

Übung 3: Film als Propaganda: Botschaften von Iwan IV. bis in Stalins Zeit (Schwierigkeitsgrad: 3 von 5) 

In der dritten Übung analysieren die Schüler*innen eine zentrale Szene aus Sergei Eisensteins Film Iwan der Schreckliche (1945), der unter der Herrschaft Stalins produziert wurde. Die Szene, in der die Boten des Zaren ein öffentliches Dekret verkünden, dient als symbolischer Moment, um zu untersuchen, wie Führung und Gerechtigkeit durch Bild, Ton und Emotion inszeniert werden. Der Film wird zu einer Linse, durch die die Schüler*innen den historischen Iwan IV. mit Stalins Selbstbild vergleichen können. Dabei diskutieren sie, wie Geschichte umgedeutet wird, um autoritäre Narrative zu stützen. Diese Übung regt die Schüler*innen dazu an, über die Verbindungen zwischen vergangener und gegenwärtiger politischer Botschaft nachzudenken und über die anhaltende Wirkung historischer Erinnerung zu reflektieren, wie sie durch kulturelle Ausdrucksformen geprägt wird. 


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